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Die Schildbürger
Autor
Dr. Eduard Stäuble
Regie
Rupert Dubsky, Sulzbach
Jahr
2007
Aufführungen
18
Premiere
8. August 2007
Dernière
1. Sept. 2007

Die Schildbürger, wohnhaft im fiktiven Städtchen Schilda, sind Hauptakteure einer ganzen Reihe von kurzen märchenhaften Geschichten, die allgemein als Schildbürgerstreiche bekannt sind. Diese gehören neben der Legende um Till Eulenspiegel zu den bekanntesten Sammlungen von Schelmengeschichten in unserem Sprachraum.

 

Ob es Schilda überhaupt gegeben hat, darüber gehen die Meinungen auseinander. Es gibt einige deutsche Orte, die behaupten, Heimatstadt der berühmt-berüchtigten Schildbürger zu sein. So wie es auch heute noch Orte gibt, in denen täglich Schildbürgerstreiche geschehen. Begonnen hat das Ganze jedoch mit einer Sammlung von lustigen Geschichten.

 

Das erste Volksbuch mit solchen Schwank-Erzählungen erschien 1597 unter dem Titel «Das Lalebuch. Wunderseltsame, abenteuerliche, unerhörte und bisher unbeschriebene Geschichten und Taten der Lalen zu Laleburg». Bekannt wurde es aber erst in der zweiten, sprachlich lebendigeren Ausgabe von 1598, die den Titel «Die Schiltbürger» trug. Geschrieben hat sie vermutlich Johann Friedrich von Schönberg, der 1543 in Sitzenroda geboren wurde, einem Dorf im Nordwesten von Sachsen, in unmittelbarer Nähe zum Marktort Schildau … Als Amthauptmann und Hofrichter zu Wittenberg ärgerte er sich anlässlich einer General-Visitation besonders über die «liederlichen Sitten und Verhältnisse in Schilda(u)», dessen Widerstand ihn wohl dazu brachte, die bereits im Lalebuch gedruckten Geschichten den Ackerbürgern von Schilda(u) zuzuschreiben, um diese so dem allgemeinen Gelächter preiszugeben.

 

Nun ist es aber nicht so, dass die Bürger Schildas immer so dumm waren. Im Gegenteil: Die Schildbürger waren gemeinhin als äusserst klug bekannt und begehrte Ratgeber der Könige und Kaiser dieser Welt. Und deswegen nie zuhause. Da die Stadt auf diese Weise langsam aber sicher entvölkert wurde, verlegte man sich auf eine List. Die Schildbürger begannen, sich dumm zu stellen. Und darin erwiesen sie sich als so erfolgreich, dass sie als Ratsherren nicht mehr eingeladen wurden. Mit der Zeit aber verblieben die Schildbürger in ihrer Dummheit und mussten an der selbst verordneten Narrheit tragikomisch scheitern, wofür sie allerdings genau so bekannt wurden, wie ehedem für ihre Klugheit.

 

Die Legende um Schilda ist bis heute Bestandteil der deutschsprachigen Kultur und hat Einzug gehalten in den deutschen Wortschatz. Der Begriff «Schildbürgerstreich» findet in der Umgangssprache für aberwitzige und irreführende Regelungen (z.B. Beschilderungen, Gesetze) oder sich ins Absurde kehrende Bürokratie Verwendung. Immer wieder haben sich Schriftsteller mit den Schildbürgern befasst, so zum Beispiel Erich Kästner und Otfried Preussler.

 

Auch heute noch werden Schildbürgergeschichten verfasst, um auf Vorgänge hinzuweisen, die dem Autor der Geschichte besonders dumm oder schelmisch vorkommen, ganz im Sinne der historischen Schildbürgerlegenden.